McHale Fusion Press-Wickel-Kombination
Ist die McHale Fusion eine Presse für die Ewigkeit?
Traut man den Zählern gebrauchter McHale-Pressen, so sind sie bei 30 000 Ballen gerade eingelaufen. Doch wo liegen die Schwachstellen?
Zurück zum Ursprung
2003 wurde die erste Fusion mit dem seinerzeit besonderen vertikal Wickler vorgestellt. Einzigartig an den ersten Fusion-Modellen ist der Rahmen aus massiven Rechteckprofilen der seitlich neben der Presskammer hochführt und die zwei daran angebrachten Steckachsen, und die mehrteiligen Presskammern mit 17 Presswalzen. Durch die zwei separaten Hydraulikzylinder und das gleichzeitige Absenken einer weiteren Übergabewalze wird der Ballen sanft auf den Wickler gelegt – zu sanft für manche Heuballen. Die Futteraufnahme erfolgt über eine vierreihige, gesteuerte Pickup.
Fusion 2 und 3
Bei der Fusion 2, welche es ab 2007 gab, und bei der Fusion 3, ab 2013, wurde die Übergabetechnik der Kammern vereinfacht. Durch die hydraulisch öffnende Klappe wird der untere Teil der Presskammer automatisch über die zwei Gestänge hochgezogen. Die freilaufende Übergabewalze ist starr angebracht und senkt sich nicht mehr ab. Dadurch landen auch die leichten Ballen mit einem Stoß sicher auf dem Wickler. Mit der 18. Presswalze über der Netzeinfuhr wurden die Presskammern wieder verbessert um beim Pressen von trockenem Erntegut den Kraftbedarf zu begünstigen. Weitere Änderungen der neuen Modelle sind der Einsatz von Reed- und Induktionssensoren anstatt der verschleißanfälligen Schalter, sowie eine zusätzliche Schikane bei der Netzbindung. Ein weiterer Vorteil der neuen Modell ist die verstellbare Deichsel, wodurch eine K 80-Untenanhängung möglich ist. Die Fusion 1 konnte im Gegensatz dazu nur die Obenanhängung.
Gesteuert oder ungesteuert?
Vorteil gesteuerter Pickup:
Optimal bei viel überständigem Gras von Naturschutzflöchen oder sehr langem erntegut wie Grünroggen. Anfangs vier Zinkenreihen, ab der Fusion 2 fünf Zinkenreihen. Serienmäßig hat diese einen Rollenniederhalter.
Vorteil ungesteuerter Pickup:
Eine höherer Rechleistung durch die sechs Zinkenreihen. Da sich diese gut bewährt hat, werden sie auch bei den älteren Pressen häufig nachgerüstet. Für eine saubere Zuführung auch bei kurzem Erntegut gibt es zwei oder auf Wunsch drei Rollenniederhalter.
Hinweise:
Ist das 1-Zoll große Versteifungsrohr oberhalb des Pickup verbogen, so kann das Pickup verzogen sein. Durch das Einschlagen eines weiteren Rohres kann die Verstrebung verstärkt werden. Wurde zu lange mit einen abgebrochenen oder verbogenen Zinken gefahren, kann das auf Dauer die Pickup-Bleche beschädigen. Für empfindliche Grasnaben empfiehlt sich der Flex-Load-Picker, welcher mit 2,18 m etwas breiter ist und 13 zueinander versetzte Zinkenreihen besitzt.
Robuster Rotor
Bis 2014 sind alle Fusion Modelle mit einem 23-Messer-Schneidwerk und einer theoretischen Schnittlänge von 46 mm ausgerüstet. Mit der Fusion 3 kam dann die Gruppenschaltung dazu und mit 2014 wurden außen zwei Messer ergänzt. Die robusten Rotorsterne, welche beidseitig auf dem Rohr angeschweißt sind, dürfen nicht einseitig verschlissen sein. Die Spitzen können bei gleichmäßiger Abnützung geschliffen werden, um eine neue Schneidekante zu formen. Falls bei den Abstreifblechen nur die Kanten rund sind, können diese geschweißt und abgeschliffen werden, um eine bessere Schnittqualität verbessert und somit zu einer Reduzierung des Leistungsbedarfs führt.
Messer und Messerboden
Bei Verstopfungen kann der Messerboden hydraulisch abgesenkt werden. Wichtig ist es, den Einzug wieder komplett zu reinigen, da ansonsten die Gefahr besteht die Messerwelle zu verbiegen. Das die Messerwelle krumm ist kennt man am herabgelassenen Boden am Messerrücken, wenn man einen Bogen erkennt. Sollte ein einzelnes Messer aus der Reihe stehen, so ist wahrscheinlich ein Hohlspannstift der Messersicherung abgebrochen. Seit 2015 gibt es zusätzlich noch Aufsatzbleche seitlich am Messerboden um das Verklemmen beim Wiederhochfahren vom Erntegut zu verhindern. Sollte ein Messer wackeln, so kann es sein, dass eines der fixierenden Magnete abgebrochen ist. Gibt es bei der Verrieglungswelle der Messer Einlaufspuren, können die Messer durch das Entnehmen von Unterlegscheiben wieder fest eingespannt werden.
Herzstück: Presskammer
Wenn die Walzen eingedrückt und der Wickelschutz stark verschlissen ist, so zeigt das von harten Einsätzen. Den Wickelschutz kann man jedoch einfach um 180 Grad drehen, so dass die verschlissene Seite nach Außen zeigt. Fällt beim Krähenfuß auf, dass das Spiel an der Starter- und Endwalzen mehr wie 2mm beträgt, so sollte man bei den nächsten 1000 Ballen über einen Lagerwechsel nachdenken. Erfahrungsgemäß halten stark beanspruchte Walzenlager rund 30 000 Ballen. Das Lager kann einfach ohne Spezialwerkzeug ausgetauscht werden, indem man antriebsseitig die Kronenmutter löst und anschließend das Ritzel locker schlägt. Nachdem die drei Befestigungsschrauben von den Lagerböcken gelöst wurden, können diese für das abdrücken des Bockes verwendet werden.
Ketten und Getriebe
Laufen die Ketten in den Vertiefungen, sind Einlaufspuren an den Zahnflanken zu erkennen, oder sind die Kettenspanner bereits am Anschlag, so sind das Zeichen für eine verschlissene Kette und eventuell auch verschlissene Kunststoffführungen. Sollte die Duplex-Kette des Rotors lose sein, so fördert dies die Drehmomentspitzen den Verschleiß und kostet unnötig Kraft. Beim T-Getriebe gibt es dafür wenig Probleme, solange immer genug Öl aufgefüllt ist.
Zwei Schmiersysteme
Durch die serienmäßige Kettenölung und Zentralschmieranlage wird die Standzeit von Lagern und Ketten erhöht. Durch senken und heben vom Wickeltisch wird der Öler betätigt und die Filzpinsel an den Ketten feucht. Die Schmierung erfolgt über die Fettkartusche bei der Ballenablage. Dies reicht für ca. 300 Ballen. Ist eine Schmierleitung defekt, so stoppt das System und man bemerkt es spätestens nach 300 Ballen dass etwas nicht stimmt. Besonders praktisch nach einer gründlichen Reinigung ist der Schmiernippel, wodurch das System per Hand befüllt werden kann.
Die Bindung
Das Netz wird in eine Mulde gelegt, durch eine Schikane geführt und dann zwischen einer Gummi- und Aluminiumwalze festgeklemmt. Ähnlich wie bei der Claas-Rundballenpresse wir das Netz durch das hervorschnellen eines Messers ohne Gegenschneide. Wichtig beim Einlegen des Netzes ist es, dass das Netz auf der gummierten Zuführwalze auf der ganzes Breite festgeklemmt wird. Eine eingelaufene Aluminiumwalze kann bei hohen Ballenzahlen vorkommen. Die Stäbe vom Gasdruckdämpfer der Schikane sollte sich per Hand nicht bewegen lassen. Beim Überprüfen der Magnetkupplung muss diese beim Bindevorgang über das Bedienpanel ein Glick-Geräusch erzeugen. Seit 2012 gibt es bei den Plus-Modellen eine Folienbindung.
Der Vertikalwickler
Der Vertikalwickler ist wohl das auffälligste Merkmal der Fusion. Hierbei sind die Folienvorstrecker auf dem aufrechten Ring angebracht, welche sich immer leicht drehen lassen soll. Der Ring wird hydraulisch über zwei Räder angetrieben. Die Profilierung kann zwar nachgeschnitten werden, muss aber auch des Öfteren bei 50 000 Ballen getauscht werden. Wichtig hierbei, dass der Ring noch nicht weit abgesenkt ist, damit die Vorstreckerbefestigungen am Rahmen des Wicklers nicht scheuern. Die Drehung des Ballens erfolgt über zwei Antriebsrollen. Vor allem nasse und schwere Ballen lassen sich mit aufgeschweißten Quersteigen anstatt den Gummigurten besser drehen und wickeln.
Der innere Ausschub beim Folienschneidehalter sollte regelmäßig entnommen und gereinigt werden und das obere Lager nachgestellt werden – dadurch arbeitet das System sehr zuverlässig. Die Bedienung des Wicklers erfolgt über eine Funkstrecke, bei welchem sich der Empfänger rechts oben am Rahmen befindet. Wird der dreipolige Stecker eingesteckt und einer der Sensoren betätigt, so muss beim Empfänger eine rote Lampe blinken. Es wird empfohlen, den Wickelprozess einmal zu simulieren, indem man die Folienkontrolle im Terminal deaktiviert und den Vorgang im Automatikmodus startet.
Preise und Fazit
Die Fusion ist robust und zuverlässig, und das auch jenseits der 30 000 Ballen. Wer neben Silage auch Heu und Stroh pressen möchte, der sollte sich nach einer Fusion 2 oder 3 umschauen. Für diejenigen, die ausschließlich Silage – beispielsweise für den Eigenbedarf – pressen, ist auch eine ältere Ur-Fusion zu empfehlen. Preislich ist die UR-Fusion ab 20 000 Euro netto, die Fusion 2 ab 30 000 Euro netto und die Fusion 3 ab 50 000 Euro netto zu bekommen. Vor allem gut gewartete Fusion 2 sind als Gebrauchte begehrt und können Geräte für die Ewigkeit werden.